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Prof. Dr. Michael J. Noack
Prof. Dr. Michael J. Noack
  • 09.11.55 Geboren in Berlin
  • 09.12.74 Zulassung zum Studium der Elektrotechnik an der TU Berlin
  • 1977-82 Zahnmedizinstudium an der Freien Universität Berlin (FUB)
  • 1979-82 Tutorentätigkeit am Institut für Biochemie und Molekularbiologie der FUB
  • 08.03.82 Zahnärztliche Prüfung (sehr gut) und Approbation als Zahnarzt
  • 05.04.82 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung für Zahnerhaltung und Parodontologie der FU Berlin (Leiter: Prof. Dr. Dr. R. Harndt)
  • 15.04.83 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Abteilung für Zahnerhaltung der Polikliniken Nord der FU Berlin (Leiter: Prof. Dr. J.-F. Roulet)
  • 1993-2010 Chefredakteur der zahnmedizinischen Fachzeitschrift „Die Quintessenz“
  • 12.07.94 Habilitation und Erteilung der Lehrbefugnis an der Freien Universität Berlin
  • 1996-2011 Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde des Klinikums der Universität zu Köln
  • seit 1996 Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des Klinikums der Universität zu Köln
  • 2013 Ehrenmedaille der DGZMK

    Anschrift:
    Univ.-Prof. Dr. Michael J. Noack
    Universität zu Köln, Zentrum für Zahn-, Mund- u. Kieferheilkunde
    Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie
    Kerpener Str. 32
    50931 Köln
    Tel. +49-(0)221-478-96740
    Fax: +49-(0)221-478-96755
    http://zahnklinik.uk-koeln.de/zahnerhaltung-und-parodontologie

 

Mikrobiologische Tests in der Zahnmedizin – Das veränderte Weltbild am Beispiel Karies

Vorhersagen sind schwierig, wie wir täglich vom Wetterbericht wissen. Was das Risiko betrifft, neue kariöse Läsionen zu entwickeln, gilt die bisherige Karieserfahrung als der wirkungsvollste Prädiktor. Praktisch ist, dass im klinischen Alltag also das Kariesrisiko mit einem Blick von uns erfasst werden kann. Unbefriedigend bleibt, dass wir gerade bei Kindern und Jugendlichen unsere Prophylaxeanstrengungen auf das individuelle Kariesrisiko abstimmen möchten.

Mikrobiologische Tests zur Bestimmung der Keimzahlen der „üblichen Verdächtigen“, also der pH-Strategen, nämlich Mutans-Streptokokken und Laktobazillen sind seit langem bekannt. Allerdings bieten sie allein nur sehr begrenzte Aussagekraft. Jedoch in Kombination mit der Karieserfahrung und anderen Parametern erhöhen mikrobiologische Tests die Validität von multivariaten Modellen insbesondere bei Vorschulkindern. Woran liegt es, dass es uns so schwerfällt, valide Risikofaktoren für jedes Alter zu bestimmen?

Unser heutiges Verständnis der Ökologie der Mundhöhle geht nicht mehr von einer spezifischen Infektion mit Kariesbakterien aus. Vielmehr erhalten Kariespathogene einen Selektionsvorteil z.B. durch häufiges Düngen mit Zucker. Allerdings zeigen Studien über das Mikrobiom der Mundhöhle, also die komplette Beschreibung aller Bakterienarten, dass die Zusammenhänge komplexer sind, als bisher gedacht. So sind uns nur ungefähr die Hälfte aller Bakterien und Archaen überhaupt bekannt und die Symbiose im Biofilm spielt wahrscheinlich eine größere Rolle als das Auftreten einzelner Bakterienstämme.

Für den Praxisalltag spielen mikrobiologische Speicheltest als ein Parameter für Vorschulkinder noch eine gewisse Rolle. Multivariate Modelle auch mit praxisreifen Computerprogrammen sowie die Bestimmung der individuellen lokalen und systemischen Risiken bleibt der einzige validierte Ausweg, um den präventiven Aufwand risikoorientiert zu optimieren. Fraglich bleibt, ob es jemals einen Test geben wird, mit dem ich bestimmen kann, wie oft ich im nächsten Monat Süßigkeiten essen werde.