Audi max

Prof. Dr. Frauke Müller
Prof. Dr. Frauke Müller

Prof. Dr. Frauke Müller ist Leiterin der Division für Gerodontologie und abnehmbare Prothetik der Universität Genf (Schweiz). Nach ihrem Studium in Bonn war sie bis 1992 an der dortigen sowie anschließend bis 2003 an der Mainzer Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik tätig. Sie promovierte 1987 und habilitierte 1996. Die Jahre 1988 und 1993/94 verbrachte sie am London Hospital Medical College, England. Frauke Müller ist Past-Präsidentin des European College of Gerodontology (ECG) und der Geriatric Oral Research Group (GORG) der IADR. Seit 2010 ist sie Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für die zahnmedizinische Betreuung Behinderter und Betagter (SGZBB). Sie Associate Editor der Zeitschrift Gerodontology und Mitherausgeber des Buches „.Oral Healthcare and The Frail Elder: A Clinical Perspective“. 2013 wurde sie als „IADR Distinguished Scientist for Geriatric Oral Research“ ausgezeichnet. Ihre Arbeitsgebiete liegen auf dem Gebiet der Gerodontologie, der oralen Funktion sowie Total- und Implantatprothetik.

Keine Zähne – kein Problem? Zur Rolle der Mundhygiene in der Pneumonieprophylaxe bei alten Patienten

Epidemiologische Studien zeigen, dass die natürlichen Zähne immer häufiger bis ins hohe Alter erhalten bleiben. Dies erschwert die Mundhygiene, die bei einem natürlichen Gebiss, bzw. einer festsitzenden prothetischen Versorgung wesentlich zeitaufwendiger ist als bei einem zahnlosen Patienten. Bei Pflegefällen ist das Personal oft überfordert, sowohl zeitlich, als auch in Bezug auf die technischen Kenntnisse. Biofilm bildet sich auf allen harten Strukturen in der Mundhöhle, d.h. auf Zähnen, Implantaten und Prothesen. Aber auch Zungenbelag stellt ein wichtiges Keimreservoir da. Gelangen die Keime aus der Mundhöhle in die Lunge, so können Sie dort eine Aspirationspneumonie verursachen. Lungenentzündungen sind mit einer Mortalität von bis zu 50% bei alten Menschen die häufigste Todesursache durch Infektion. Bekannte Risikofaktoren sind Schluckstörungen, wie sie bei bis zu einem Drittel älterer Personen vorhanden sind, eine schlechte Mundhygiene, das Vorhandensein von 10 oder mehr natürlichen Zähnen sowie parodontale Taschentiefen über 4 mm. Sogar das nächtliche Prothesentragen verdoppelt die Wahrscheinlichkeit des Todes durch Lungenentzündung. Die japanische Forschungsgruppe von Yoneyama war 1999 die erste, die in einer spektakulären Publikation im Lancet mit einer RCT nachweisen konnte, dass professionelle Mundhygiene bei Pflegefällen die Pneumonieinzidenz reduziert. Heute wissen wir, dass einer von 10 Todesfällen durch Pneumonie durch eine gute Mundhygiene verhindert werden kann. Die vorliegende wissenschaftliche Evidenz unterstreicht somit die Wichtigkeit der Mundhygiene für die Lebensqualität und die Gesundheit bis ins hohe Alter.