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Prof. Dr. Lutz Jatzwauk
Prof. Dr. Lutz Jatzwauk

•    Jahrgang 1955, Prof. Dr. rer. nat. et rer. medic. habil.
•    Studium der Mikrobiologie in Greifswald
•    2006 Habilitation und "Venia Legendi“ mit Lehrgebiet Hygiene
•    2013 Ernennung zum APL-Professor an der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden               
•    Seit 1991 Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH)
•    Seit 1992 Krankenhaushygieniker und Leiter des Zentralbereichs Krankenhaushygiene und Umweltschutz am Universitätsklinikum der Technischen Universität Dresden
•    Seit 2004 Vorsitzender der Fachkommissionm „ Hygienische Sicherheit von Medizintechnischen Produkten und Verfahren“ der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene
•    Seit 2006 Mitglied und seit 2013 Vorsitzender des Deutschen Arbeitskreises für Hygiene in der Zahnmedizin (DAHZ)
•    Seit 2008 Vorsitzender des Arbeitskreises Dentalinstrumente (AKDI) der Bundeszahnärztekammer
•    Seit 2015 Mitglied der Deutschen Arzneibuch-Kommission

 

Umgang mit multiresistenten Erregern (MRE) in der Praxis und der aufsuchenden Betreuung

Multiresistente Erreger (MRE) sind Bakterien, die durch ihre Antibiotikaresistenz die Therapie von Infektionen der Patienten erschweren. Man unterscheidet Erreger, die seit Jahrzehnten unverändert eine natürliche Resistenz gegen Antibiotika aufweisen (wie beispielsweise Stenotrophomonas maltophilia und Burkholderia cepacia) von Spezies, bei denen erst in den letzten 20 Jahren vermehrt gravierende Antibiotikaresistenzen auftraten und die sich epidemisch ausbreiteten.

Der bekannteste Vertreter ist der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA). MRSA kolonisieren vor allem die Nasenvorhöfe, den Rachen und die Haut des Patienten, kommen also im „Arbeitsgebiet“ des Zahnarztes vor.  Zunehmend ist gegenwärtig die Inzidenz von multiresistenten gramnegativen Bakterien (ESBL, 3MRGN, 4MRGN)  sowie Vancomycin- resistenten Enterokokken (VRE). Diese finden sich hauptsächlich in der Darmflora. Eine Ausnahme bei MRGN bildet Acinetobacter baumanii, der auch Mundhöhle und Haut kolonisiert.

MRE können die die Therapie von odontogenen Infektionen deutlich komplizieren, da die im zahnärztlichen Bereich üblichen Antibiotika meist wirkungslos sind.
Durch das Fehlen von spezifischen Risikofaktoren und das Vorhandensein einer normalen Körperflora besteht für das Personal der Zahnarztpraxis keine besondere Infektionsgefahr durch MRE. Gleiches gilt auch für die meisten Patienten bei konservierenden, kieferorthopädischen und prothetischen Behandlungen. Von Bedeutung ist dagegen die Verhinderung der Übertragung von MRE zwischen den Patienten, wenn invasive Eingriffe (vor allem Implantationen) vorgenommen werden oder wenn immunsupprimierte Patienten behandelt werden.

Vor größeren elektiven zahnärztlich-invasiven oder kieferchirurgischen Eingriffen an bekannten MRSA- Patienten sollte eine MRSA-Dekolonisation erwogen werden. Bei MRGN und VRE ist das nicht möglich und wohl auch nicht notwendig.

Patienten mit bekannter Kolonisation oder Infektion durch  MRSA sowie 4 MRGN sollten nach Anmeldung direkt in Untersuchungsraum geführt werden. Eine antiseptische Mundspülung ist bei diesen Patienten vor jeder Untersuchung oder Behandlung zu empfehlen. Unmittelbar nach der Behandlung werden alle potenziell kontaminierten Flächen (Patientenkontakt, Handkontakt, Spraynebel) desinfiziert. Die Wiederbenutzung durch den nächsten Patienten ist sofort möglich, wenn die Fläche spontan getrocknet  ist.

Patienten mit gravierender Immunsuppression (z.B. nach Transplantationen oder Chemotherapie), Patienten mit speziellen Risikofaktoren (z.B. Mukoviszidose) sowie Patienten mit chronischen Wunden oder  implantierten Kathetern (z.B. Dialysepatienten) sollten  entweder in getrennten Räumen oder zeitlich versetzt von Patienten mit bekannter  Kolonisation oder Infektion durch  MRSA oder  4 MRGN behandelt werden.